Valparaiso

Höhenunterschiede

Wir erreichen Valparaiso! Nach so viel Natur und Schauspiel in der Steppe ist eine Stadt ein richtiges Erlebnis! Es gibt hier Cafés und große Gebäude und viel Verkehr – und keine Parkplätze.  Das ist ein Problem, denn wir wollen hier einen Sprachkurs machen und müssen den Bremach während des Tages irgendwo alleine stehen lassen können. Die Leute aus der Sprachschule sind super, sie vermitteln uns ein Hostel in der Stadt, die einen kleinen Parkplatz haben, wo wir sogar im Bremach schlafen können. Wunderbar – jetzt können wir jeden morgen auf unsere Fahrräder springen und in die Schule radeln, mal am Pazifik entlang, mal durch die engen Straßen.  Höhenunterschiede überwindet man in Valparaiso mit dem Aufzug, die Stadt ist extrem an den Hang gebaut und es wäre mühsam, zu Fuß in die oberen Straßen zu gelangen und so benutzen wir jeden Tag nach dem Unterricht einen anderen alten Aufzug um irgendwo auf einem weiteren Hügel der Stadt herauszukommen. Valparaiso ist für seine Aufzüge berühmt und bekannt und Einheimische wie Touristen benutzen sie um oben die schöne Aussicht zu genießen, oder Freunde auf dem anderen Hügel zu besuchen. Uns trennt ja gerade etwas mehr als nur ein Hügel von unseren Freunden, eine halbe Welt, aber die Wiedersehensfreude wird groß sein und die Vorfreude darauf verspüre ich jetzt schon.

Mit einem maximal vergrößerten spanischen Wortschatz und vor Grammatik schwirrenden Gehirnen fahren wir weiter, einen weiteren Höhenunterschied zu überwinden. Wir fahren den Pass „Los Libertadores“ über die Anden nach Argentinien. Wir brauchen dafür fast 5 Tage, nicht weil es nicht schneller gehen würde, sondern weil der Pass so eindrucksvoll ist, dass wir immer wieder anhalten, übernachten, wieder und wieder die Felsen bestaunen, die in allen Farben schimmern, lila, türkis, rot, es ist marmoriert und wunderschön. Wir fahren ganz oben lang an der Statue Christo Redentor vorbei, die auf der Grenzlinie auf 3600 m thront. Bremach und wir ächzen etwas an der dünnen Luft, aber packen es dann erstaunlich gut. Wenn man beim Hinunterfahren den Kopf nach rechts dreht sieht man die Spitze des höchsten Berges in Südamerika und den höchsten Berg außerhalb des Himalaya Gebietes, den Aconcagua mit 6962 Metern Höhe. Er ist hoch, aber nicht wirklich markant, vielleicht hört man deshalb selten von ihm.

Eigentlich wollen wir gleich den nächsten Pass weiter nördlich, den Agua Negra, von Argentinien wieder zurück nach Chile fahren. Zusammen mit anderen Overlandern E und C, die wir glücklicherweise in Mendoza wiedertreffen, fragen wir, ob der Pass offen ist und müssen leider erfahren, dass aufgrund von Regenfällen diese Andenüberquerung nicht möglich ist.  Hurraaa, das bedeutet auch, dass wir den wunderschönen Pass Los Libertadores nochmal fahren können – ein bisschen zügiger als beim ersten mal, aber wieder mit viel Genuss.

Wir kommen in Chile an und fahren weiter in Richtung Norden, hier gibt es Kakteen und Trockenheit soweit das Auge reicht und ein paar Tunnel, die nur einspurig sind und man raten muss, ob gerade Gegenverkehr kommt. Heinz fährt wie immer tapfer und ich sitze verkrampft daneben, kneife die Augen zu und warte äußerlich und innerlich auf das Licht am Ende des Tunnels. Noch dieses eine trockene Tal müssen wir durchfahren und dann erreichen wir endlich das Meer! Endlich wieder!

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